Das Fletschhorn (3.985 m) ist Teil der Weissmiesgruppe und nur wenige Meter niedriger als seine Nachbarn Lagginhorn (4.010 m) und Weissmies (4.023 m). Einen monumentalen Eindruck macht das Fletschhorn mit seiner steilen und vergletscherten Nordseite am Simplonpass.
Dennoch fehlen ihm die entscheidenden Meter zum Viertausender und das ist möglicherweise auch der Grund, warum es eher wenig begangen wird. Dabei könnte man die Besteigung des Fletschhorn (WS) mit einer Lagginhorn-Traversierung (ZS-) – über dessen Nordgrat – kombinieren und käme dadurch in den Genuss eines Viertausenders und einer spannenden Hochtour mit Gletscherbegehung und Gratkletterei (III) knapp unter 4.000 Meter.
Die Route ist unmarkiert, es ergibt sich aber ein logischer Wegverlauf. Oberhalb der Weissmieshütten folgt man den Wegspuren auf der rechten Seitenmoräne des Tälligletschers und quert diese unterhalb des Jegiturms. Der weitere Anstieg führt nun über eine schuttige Rampe, blockige Abschnitte und ein 40 Grad steiles Firnfeld zum Grüebugletscher (Grubengletscher), den man unweit von P.3527 betritt.
Auf dem Gletscher hält man sich – die zahlreichen Längsspalten in einem weiten Bogen umgehend – zunächst nordöstlich, um dann in östlicher Richtung zum Nord-West-Grat aufzusteigen. Dem teilweise stark verwechteten (!) Firngrat folgt man bis zum Gipfel auf 3.985 m. Vom Fletschhorn hat man dann Ausblick auf den Monte Leone sowie unzählige Gipfel der Piemonteser Alpen, das nahe Lagginhorn mit seinem Nordgrat und das Weissmies.
Vom Gipfel steigt man 300 Höhenmeter ins Fletschjoch ab – zunächst über Felsen und anschliessend über den spaltenarmen oberen Fletschhorngletscher. Von dort folgt man dem Lagginhorn-Nordgrat in wenig schwieriger Kletterei (II, Stellen III) und hält sich im unteren Abschnitt links davon, später eher direkt auf dem Grat. Der Fels ist überwiegend fest und die Wegfindung stellt keine grosse Herausforderung dar. Zum Schluss wird der Anstieg steiler und führt über ein Firnfeld zum Gipfel.
Der Abstieg vom Lagginhorn erfolgt über den felsigen Normalweg auf dem breiten Westgrat. Unterhalb von P.3539 steigt man dann in südlicher Richtung zum Lagginhorngletscher ab und folgt diesen in seiner vollen Länge.
Die meisten Berggänger werden diese Tour mit einer Übernachtung in der Weissmies- oder Hohsaashütte verbinden, um frühzeitig zu starten und die letzte Bahn ins Tal zu erreichen. Wer morgens mit der ersten Bergbahn startet (7:30/8:00 Uhr ab Saas Grund) sollte überdurchschnittlich schnell unterwegs sein oder bereit sein bis nach Saas Grund abzusteigen. Vom Lagginhorn sind das immerhin 2.500 Höhenmeter.
Wir wählten diese Variante unfreiwillig. Ab den Weissmieshütten benötigten wir – schlecht akklimatisiert – ziemlich genau 12 Stunden für die Tour. Anschliessend stiegen wir noch weitere 2 Stunden nach Saas Grund ab.
Ausgangspunkt:
Bergstation Hohsaas oder Kreuzboden, mit Übernachtung Weissmies- oder Hohsaashütte
Distanz: 26,0 km
Gehzeit: 9.00 bis 14.00 Stunden
Höhe Ausgangspunkt: 2.900 m
Höchster Punkt:
Fletschhorn 3.985 m
Lagginhorn 4.010 m